Wie Sie mit Saisonalität Ihre Gewinne systematisch steigern können

Dimitri Speck ist Handelssystementwickler und Finanzanalytiker. Für seine Anlagestrategien hat er mehrere internationale Awards erhalten. Speck ist zudem Autor, der Titel seines jüngsten Buches lautet „Die größte Finanz-Blase aller Zeiten“.

Als Referent sprach er auf den Konferenzen beider internationaler Dachorganisationen der Technischen Analyse, unter anderem in New York neben Williams, Bollinger und Prechter.

Auf www.seasonax.com bietet Speck interessierten Anlegern an, ohne Programmierkenntnisse selbst Analysen auf den Gebieten der Saisonalität, Zyklen und Event-Studien durchzuführen.


Wie Sie mit Saisonalität Ihr Gewinn systematish steigern können

Wie Sie mit Saisonalität Ihr Gewinn systematish steigern können

Wahrscheinlich kennen Sie den Spruch: „Sell in May and go away” – frei übersetzt: „Verkaufe im Mai und bleibe dem Aktienmarkt fern“. Es ist wohl der bekannteste saisonale Börsenspruch, wahrscheinlich sogar einer der

bekanntesten Börsensprüche überhaupt. Das Phänomen der schwachen Sommermonate ist aber auch als „Halloween- Effekt“ bekannt. Dieser berücksichtigt zusätzlich den Wiedereinstieg nach sechs Monaten.

Abbildung 1: Dow Jones, Ertrag des Winterhalbjahres (blau), des Sommerhalbjahres (rot) – Quelle: Seasonax

Die Grafik verdeutlicht, was die Befolgung dieser Regel in den vergangenen 60 Jahren gebracht hätte. In Rot sehen Sie ab 1960 den Ertrag eines Dow-Jones-Investments in Prozent von Mai bis Oktober – also während des Sommerhalbjahres beziehungsweise bei Nichtbeachtung der Regel. Zum Vergleich sehen Sie in Blau den Ertrag einer Anlage von November bis April während des Winterhalbjahres.

Praktisch die gesamte Performance in diesen 60 Jahren wurde in den saisonal guten Monaten des Winterhalbjahres erzielt. In den saisonal schlechten Monaten ab Mai konnten Anleger dagegen dem Markt insgesamt genauso gut fernbleiben.

Die Herbstrallye: Hohe Performance in kurzer Zeit

Sie sehen, dass ein saisonaler Zusammenhang sehr lange stabil sein kann. Natürlich gibt es Ausnahmejahre. Außerdem können sich saisonale Verläufe ändern. Allerdings sind kein Zusammenhang und keine Handelsregel an der Börse immer gültig. Letztlich geht es darum, mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren – und hier kann die Saisonalität einen wichtigen Beitrag leisten.

Ein weiteres bekanntes Beispiel für Saisonalität an den Finanzmärkten ist die Herbstrallye. Schauen Sie sich diese am Beispiel des deutschen DAX an. Das Balkendiagramm zeigt Ihnen in Grün für die vergangenen 25 Jahre die durchschnittliche Performance des DAX während der Herbstrallye vom 9. Oktober bis zum 4. Januar an. Zum Vergleich ist in Rot die Performance der übrigen Zeit im Jahr dargestellt. Da die Herbstrallye mit einer durchschnittlichen Länge von 87 Kalendertagen kürzer ist als die übrige Zeit mit 278 Kalendertagen, wurden die Ergebnisse zur besseren Vergleichbarkeit aufs Jahr hochgerechnet („annualisiert“).

Abbildung 2: DAX, annualisierte Performance während der Herbst- rallye vs. der übrigen Zeit, Quelle: Seasonax

Wie Sie sehen, war der Herbst eine sehr gute Zeit der Anlage im DAX gewesen. In der übrigen Zeit traten im Mittel hingegen sogar Verluste auf! Dabei ist sie mehr als dreimal länger. In 22 der 25 Jahre stieg der DAX während der Zeit der Herbstrallye, die Trefferquote liegt somit bei beachtlichen 88 Prozent.

Es kam somit bei der Herbstrallye nur dreimal zu Verlusten. Der größte trat 2018 mit 10,10 Prozent auf, die anderen beiden Verluste betrugen unter 5 Prozent und ereigneten sich 2000 und 2007. In der übrigen Zeit des Jahres kam es dagegen zu neun Verlusten, von denen fünf größer als 10 Prozent waren und einer im Jahr 2002 mit 51,16 Prozent sogar zu einer Halbierung des investierten Betrags führte. Saisonalität kann also auch der Verlustvermeidung diene.

Unbegrenzte Möglichkeiten bei Saisonalität und Zyklen!

Von den beiden gezeigten saisonalen Mustern – dem Sell- in-May-Muster und der Herbstrallye – haben wohl schon die meisten Anleger gehört. Es gibt aber weitaus mehr saisonale und zyklische Anlage-Gelegenheiten – und was nur wenige Anleger wissen, hilft Ihnen am meisten weiter. Zum einen gibt es jahreszeitliche Verläufe auch bei anderen Werten. Diese sind:

  • Indizes
  • Aktien
  • Währungen
  • Rohstoffe
  • Anleihen

Außerdem gibt es nicht nur den Jahresverlauf, sondern noch weitere kalenderbasierte Zyklen. Regelmäßig, aber an unterschiedlichen Tagen im Jahr wiederkehrende Events ergänzen die Thematik:

  • Vierjahreswahlzyklus
  • Jahressaisonalität
  • Monatszyklus
  • Wochenzyklus
  • Intradayzyklus
  • Wiederkehrende Events

Gängige saisonale Muster wie der Halloween-Effekt beziehen sich auf Indizes. Doch wollen Sie beispielsweise gleich das ganze Sommerhalbjahr den Märkten fernbleiben, nur weil es unterdurchschnittlich performt? Wohl kaum. Hier zeigen sich Grenzen des Nutzens der unter Anlegern weit bekannten saisonalen Muster.

Es gibt stets Sainsonal Aussichtsreiche Investments

Da trifft es sich gut, dass einzelne Aktien individuelle saisonale Verläufe haben. Diese resultieren beispielsweise aus betriebsinternen oder branchenspezifischen Gründen. Die große Anzahl an Aktien ermöglicht es Anlegern, zu jeder Zeit im Jahr saisonal chancenreiche Investitionen zu tätigen. Außerdem können sie dadurch diversifiziert vorzugehen, um die Risiken zu reduzieren. Anstatt sich also in der schwachen Jahreszeit von den Aktienmärkten zu verabschieden, kann der Anleger in die dann saisonal aussichtsreichen Titel investieren. Noch mehr Chancen ergeben sich durch Zyklen anderer Länge wie dem Monats- oder Wochenzyklus sowie durch Event- Studien. Unter Events werden Ereignisse aus den Bereichen Wirtschafszahlen, Feiertage oder Central Banking verstanden, die systematisch auf die Kurse wirken.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie stark der S&P 500 beim wichtigen Treffen der US-Notenbank steigt, wie sich der DAX am Hexensabbat entwickelt oder wie sehr Gold um den Monatswechsel zulegt? Solche und viele weitere Fragen können mit den geeigneten Tools schnell beantwortet werden. Der nächste Chart zeigt Ihnen dazu exemplarisch den durchschnittlichen Verlauf des Goldpreises um den Monatswechsel. Die linke Hälfte stellt den Zeitraum zehn Handelstage vor, die rechte Hälfte zehn Handelstage nach dem Monatsersten (rote horizontale Linie) dar. Ermittelt wurde der Durchschnitt anhand der Erträge von knapp 15 Jahren beziehungsweise 179 Monatswechseln.

Abbildung 4: DAX, saisonaler Verlauf, ermittelt über 25 Jahre, Quelle: Seasonax

Wie Sie sehen, erzielte Gold seine Performance ganz überwiegend in den zwei Tagen um den Monatswechsel. Diese gerade einmal zwei Tage brachten den Investoren im Mittel 4,9 Prozent pro Jahr, während die übrigen 19 Tage nur 0,9 Prozent erzielten! Die wenigstens Goldanleger dürfte um diesen Effekt wissen – und es gibt tausende solcher Muster, die Anleger und Trader gewinnbringend nutzen können.

Der DAX im Jahresverlauf

Es gibt also bereits bei der der Jahressaisonalität eine große Vielfalt. Sie ist noch größer, wenn zusätzlich andere Zyklen oder Event-Studien herangezogen werden. Doch wie können

Sie als Anleger diese Chancen schnell erkennen? Ein Mittel dazu sind saisonale Charts.

Im Unterschied zu üblichen Charts zeigen saisonale Charts nicht die Kurse über einen bestimmten Zeitraum. Vielmehr stellt der saisonale Chart den typischen Verlauf zu einer bestimmten Jahreszeit dar. Der nächste Chart zeigt Ihnen beispielhaft den saisonalen Verlauf des DAX errechnet über den Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre. Auf der horizontalen Achse ist die Zeit im Jahr eingetragen, auf der vertikalen Achse die Preisinformation. So erkennen Sie auf einen Blick den saisonalen Trend des DAX abhängig von der Jahreszeit.

Abbildung 4: DAX, saisonaler Verlauf, ermittelt über 25 Jahre, Quelle: Seasonax

Wie Sie sehen, sprintet der DAX nach mühsamen Jahresbeginn im März saisonal los. Anfang Mai kommt er dann aber abrupt zum Stehen – „Sell in May and go away“ lässt grüßen. Bis Ende Juli geht es erstmal leicht abwärts weiter, um dann im August und September in heftigen Rückgängen zu münden. Im Oktober beginnt dann die bereits vorgestellte Herbstrally mit ihrer starken Performance.

Die Vorteile des saisonalen Charts sind beachtlich. Während die Aufteilung des Halloween-Effekts in Sommer- und Winterhalbjahr nur grobe Anhaltspunkte liefert, zeigt Ihnen der saisonale Chart taggenau, wann welche Performance eingetreten ist. So kam es beispielsweise auch im saisonal guten Winterhalbjahr von Anfang Januar bis Mitte Februar zu einer Seitwärtsbewegung und dann bis Mitte März sogar zu einer Abschwächung. Umgekehrt sehen Sie, dass im saisonale Chart das Ausmaß der jeweiligen Bewegung. Das ist eine weitaus größere Menge an wertvoller Information als im Halloween-Effekt zum Tragen kommt.

Mit einzelnen Aktien Outperformen

Mit dem Instrument des saisonalen Charts können wir uns nun der Saisonalität von einzelnen Aktien zuwenden, die wie bereits erwähnt vom Index abweichende saisonale Verläufe aufweisen können. Sehen Sie sich dazu den saisonalen Chart von Gilead Sciences an, einem amerikanischen Pharmazie- und Biotechnologieunternehmen.

Wie Sie sehen, kommt es bei Gilead Sciences zwischen Mai Mitte September zu einer starken Aufwärtsbewegung – also in der Zeit der üblichen Sommerschwäche des eigentlich schwachen Sommerhalbjahr die ersten Monate von Mai bis Juli immerhin nur einen leichten Abwärtstrend mit gelegentlichen Erholungsphasen aufwiesen.

Sie erkennen also im saisonalen Chart auch Bewegungen, die nicht genau zum Monatsbeginn einsetzen sondern beispielsweise in der Monatsmitte. Außerdem zeigt Ihnen der Gesamtmarktes im Zuge des Halloween-Effekts. Anderseits liegt von Mitte September bis Jahresende eine Seitwärtsbewegung vor – also in der Zeit der Herbstrallye, in der der Gesamtmarkt (auch in den USA) gut performt. Damit verläuft Gilead Sciences saisonal weitgehend konträr zum Gesamtmarkt.

Abbildung 5: Gilead Sciences, saisonaler Verlauf, ermittelt über 25 Jahre, Quelle: Seasonax